Aufruf

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Der Aufruf nochmal in Textform:

#Feministisch Kämpfen

2020, die Zustände sind klar

Der Kapitalismus beutet die allermeisten Menschen gnadenlos aus. Doch Frauen* sind besonders davon betroffen, denn dieses gesamte System ist auf unseren unbezahlten Arbeiten aufgebaut. 

In Deutschland besitzen Männer 50% mehr Vermögen als Frauen*, weltweit sogar 99% des gesamten Vermögens. Einige Gründe dafür sind, dass Frauen* weniger Geld als Männer* für die gleichen Arbeiten erhalten, und sie, auf Grund der vorherrschenden Rollenvorstellungen, mehrheitlich unbezahlte, nicht wertgeschätzte Fürsorgearbeiten leisten müssen. Um dieses System aufrecht zu erhalten, bedient sich der Kapitalismus strukturell an „der Frau*“ und versucht die Kontrolle über sie und ihren Körper zu gewinnen.

Die körperliche Selbstbestimmung ist weiterhin Angriffen ausgesetzt, indem beispielsweise das Kinderkriegen durch den Staat reglementiert und kontrolliert wird. Dass Schwangerschaftsabbrüche kriminalisiert und eine neutrale Aufklärung darüber durch die Paragraphen §218/219a strafbar ist, und dass Ärzt*innen, die dennoch darüber aufklären, verklagt werden, sind nur einige Beispiele von Vielen. Verklagt werden sie von fundamentalistischen Christ*innen, die eigene, vermeintlich seriöse, Beratungsstellen betreiben. Für ihre Zwecke verbreiten sie Fake News und Schrecken, besonders bei ihren Mahnwachen vor „Pro-Familia“. Ihr Ziel ist es dabei, Menschen mit dem Wunsch abzutreiben zu verteufeln und einzuschüchtern. Damit befinden sie sich in direkter ideologischer Verwandtschaft mit anderen rückwärts gewandten Sexisten.

Religiöse Fanatiker*innen, die AFD, die extreme Rechte und Konservative schließen sich weltweit in Bündnissen zusammen um das völkische Bild der traditionellen Familie und damit Rassismus, Sexismus und Homophobie zu propagieren. Faschistischen Tendenzen liegt immer auch ein aggressiver Antifeminismus und patriarchaler Wahn zugrunde. Der Widerstand dagegen vereint uns als Frauen*. Solange Women* und Queers of Colour, Schwarzen Frauen* und Muslima in feministischen Debatten unsichtbar gemacht werden und von Überschneidungen von Diskriminierungen betroffen sind, solange die rassistischen Denkmuster der weißen Mehrheitsgesellschaft nicht konsequent bekämpft werden, kann es keine Frauen*befreiung geben.

Die sexistische Realität von Frauen* und Queers* reicht von objektifizierenden Sprüchen und sexistischen Witzen bis hin zu sexualisiertem Machtmissbrauch. Eine Spitze dieses patriarchalen Scheißhaufens sind sogenannte Pick-Up-Artists, die sich gegenseitig dressieren Frauen zu manipulieren. Das Ergebnis sind trainierte sexualisierte Übergriffe, aber auch Vergewaltigungen und Femizide gehören zur traurigen Realität in Deutschland. All das passiert ständig – in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz, in Beziehungen und bei Familienfeiern. Die bürgerliche, weiße Familie, Mann und Frau vor Gott getraut, mit dem Patriarch als Oberhaupt, ist weiterhin die privilegierteste Familienform. Was dieses Bild bedrohen könnte, wie lesbisches Begehren, Trans-Identitäten und Menschen mit vielen Sexualpartner*innen, ist besonders der Stigmatisierung und Gewalt ausgesetzt.

Doch weltweit gibt es entschlossenen Widerstand gegen das Patriarchat. Es werden Kämpfe um feministische Freiräume und feministische Utopien gelebt. In Berlin wird nun schon jahrelang erfolgreich gegen die Räumung der Liebig34, einem queerfeministischen Hausprojekt, gekämpft. In ganz Südamerika gehen Frauen* massenhaft auf die Straßen und die Revolution in Rojava wird von Frauen* aufgebaut und mit ihren Leben verteidigt. Diese und unzählige weitere Kämpfe, die wider ständige Frauen* alltäglich führen, sind Beispiele für eine wachsende internationale feministische Bewegung, die sich gegen Angriffe von allen Seiten widersetzen kann!

Der Feminismus umfasst und vereint so vieles, was unmöglich ist in einem Text zu nennen und es gibt unendlich viele Wege für ihn zu kämpfen: Es kann Wider ständiges Auftreten bei Alttagessexismus bedeuten oder die gegenseitige Unterstützung und Weitergabe von Strategien um sich die Selbstbestimmung zurück zu nehmen. Ebenso die Veränderung des Stadtbilds und die kollektive Aneignung von öffentlichen Räumen, in denen ihr euch sonst nicht wohlfühlt. Aber auch das Sichtbarmachen und Angehen von Problemen und antifeministischen Akteur*innen, sowie die Entwicklung eines achtsamen Umgangs, indem für sexistische und rassistische Verhaltensweisen Verantwortung übernommen wird.

Wir wollen die Zeit um den Frauen*kampftag, den 8. März, besonders nutzen um unsere Kräfte zu bündeln. Dabei schaffen wir unsere eigene Öffentlichkeit, in der nicht eine sexistische und rassistische Presse, Polizei und Justiz bestimmt welche Arten zu kämpfen legitim sind. Was feministisch Kämpfen für uns bedeutet, wie sich das in unserer Arbeitsweise ausdrückt und gegen wen sich das auf welche Weise richtet, bestimmen alleine wir! Dabei geben wir unserer Wut, unseren Emotionen und Träumen Raum und diskutieren, lernen und kritisieren uns untereinander solidarisch.  Wir werden Aktions übergreifend Presse- und Öffentlichkeitsarbeit machen und somit allen Aktionen, Texten, Kunstwerken, Solidaritätsbekundungen, und was immer euch einfällt eine gemeinsame öffentliche Plattform schaffen.

Was heißt #feministischkämpfen für euch? Bildet Banden und vernetzt euch, macht Aktionen und eure Alltagskämpfe sichtbar, zeigt euch solidarisch und werdet aktiv!

Genug gesagt, jetzt sprecht ihr!